Grüße aus Frankreich

Nutriaktiv. in_frankreich_wird_die_nutria_als_espece_nusible_gnadenlos_von_hobbyjaegern_verfolgt. foto carabito matthias hoelkeskamp fuer sponsor www.takkanon.com

Wer sich fragt, wie die Nutria auf die EU Todesliste invasiver Arten gekommen ist, sollte den Blick nach Westen richten. Kein Liberté und Fraternité für die bei den Franzosen verhassten Nager.

Frankreich macht mobil

Petition gegen Ausrottung der Nutria unterschreiben. Umwelt-und Artenschutz sichern. Hobbyjäger stoppen.Frankreich ist eine große Nation. Nicht nur bei Mode, Baguette und Camenbert, auch beim Kesseltreiben auf die Nutria, französisch Ragondin, fahren die Franzosen groß auf. Der gegen die Nutria gerichtete Rigorismus ist im Land von Laissez-Faire per Bestimmung geregelt. Die Vorschriftenlage verlangt, dass jede Nutria, die dem Franzosen in die Falle geht, per Fangschuss hingerichtet wird. Die Freilassung gefangener Nutrias ist gesetzeswidrig. Wenn Frankreich in der Europäischen Union die alternativlose Ausrottung der Nutria anstrebt, muss dies als übergriffiger Versuch bewertet werden, eine zur Naturschutz-Farce entartete nationale Kampagne zur europaweiten Mission up-zu-graden.

Auf dem Kriegspfad. Gegen die Nutria

In der Nutria-Frage liegen sich die sonst so diskussionsfreudigen Franzosen verstörend meinungskonform in den Armen. Dank nationaler Geschlossenheit wird den zahlreichen Bogenjagd-Enthousiasten die oft halbzahme Nutria als leichtes Ziel für Schießübungen noch lange erhalten bleiben. In dem von Meinungs-Übermacht und irrationaler Verteufelung vergifteten Klima traut sich bis auf eine verschwindend kleine Minderheit von Tierschützern niemand, für ein differenziertes Nutria-Managment einzutreten. Anders als in Deutschland hat die Nutria in Frankreich keine Freunde.

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Frankreichs Jäger-Umweltpolitik

Jäger haben naturgemäß eine andere Sicht auf Flora und Fauna als Umweltaktivisten oder Naturfotografen. In Frankreich besitzen sie einen starken politischen Einfluss auf den Natur- und Artenschutz. Leider ist das ökologische Bewusstsein der französichen Jägerschaft insgesamt nur schwach entwickelt.

Wie lässt sich der Einfluss der französischen Jäger auf die französische Umwelt- und Nutria-Politik quantifizieren?

Frankreichs Jäger in Zahlen

Frankreich hat insgesamt 80 Millionen Einwohner. Inklusive Kinder, Alte, besondere Minderheiten.

Von diesen 80 Millionen sind 1,8 Millionen Jäger. D. h., dass bei ca. 60 Mio Erwachsenen und 30 Mio Männern die mehrheitlich männliche Jägerschaft etwa 6 % groß ist. Weil es auf dem Land mehr Jäger als in der Stadt gibt, kann davon ausgegangen werden, dass auf dem Land etwa jeder zehnte männliche Franzose einen Jagdschein besitzt.

Die ausgewachsen bis zu 10 kg schwere Nutria kommt der aufgrund ihrer Zahlenstärke an jagdbarem Wild knappen französischen Jagdgemeinde also gerade recht. Jung-Nutrias unterliegen außerdem keinerlei Schonzeiten. Anders als viele andere Wildtiere sind sie 365 Tage im Jahr zum Abschuss freigegeben. Wer Spaß daran hat, kann dank der jungen und unvorsichtigen Jungtiere sein Jagdhobby ganzjährig betreiben.

Fallenstellen. Eine Volksbewegung

Nach Schätzung der 600 Fallensteller starken Vereinigung der Piegeurs Mosellans gibt es insgesamt 22.000 organisierte Fallensteller in Frankreich. Dazu kommen unzählige, nicht organisierte Privatleute, die ihre Fallen auf privatem Gelände betreiben. Die exakte Größenordnung lässt sich nur schätzen. Es müssten weit über eine Million sein.

Frankreichs Jäger-Armee

Auf dem Land wimmelt es von Personen, die im Besitz des Jagdscheins sind. Nach einem etwa eintägigen Coaching durch einen erfahrenen Bogenjäger dürfen sie zusätzlich zur Flinte auch mit dem Hightech-Bogen auf Hoch- und Niederwild anlegen.

Über die Dunkelziffer der Personen, die ohne Jagdschein auf dem eigenen Grundstück mit Flinte oder Bogen auf Pirsch gehen, gibt es keine Angaben. Man darf aber davon ausgehen, dass so etwas vorkommt.

Nutrias jagen statt abhängen

Problematisch – zumindest aus Sicht der Nutria – ist die Tatsache, dass gerade Jugendliche aus Langeweile Nutrias jagen. Fehlschüsse, schmerzhafte Verletzungen und ein quälend-langer Todeskampf der angeschossenen Tiere sind die Folge. Der Status der Nutria als espèce nusible verleitet junge Menschen dazu, ihr prekäres Hobby ohne jeden Anflug von Empathie oder Reue zu betreiben.

bogenjagd_auf_nutria_video_thumbDas Video zeigt Jugendliche bei der Hobbyjagd mit Pfeil und Bogen. Aufgrund der französischen Nutria-Politik verstehen sie Ihren Zeitvertreib als bestandsregulatorische Maßnahme im Einklang mit Gesetz und Umweltschutz-Erfordernissen.

Der Jagdschein ist in Frankreich übrigens für unter hundert Euro zu haben, in Deutschland kostet er etwa 1000 bis 3000 Euro! Mindestalter zur Erlangung des Scheins in Frankreich: 15 Jahre.

Jägerprüfung light

Die Prüfung ist denkbar einfach, bei 25 von 31 möglichen Punkten gilt sie als bestanden. In der Theorie spielt Waffenkundliches die erste Geige. Gefolgt von Kenntis der jagdbaren Beute sowie der Regularien, insbesondere Schonzeiten. Hegekunde, Tier- und Artenschutz spielen keine Rolle.

Folgen für die Nutria

Die Nutria wird in Frankreich also nicht nur von rigorosen Schädlingsbekämpfern, bzw. solchen die sich dafür halten, in die Zange genommen. Sie steht schutzlos und gottverlassen auf weiter Flur, und jeder kann sich an den armseligen Tieren wie auch immer vergehen.

nutria_massaker_frankreich_video_thumbDas Video zeigt schwer verdauliche Szenen von einer Bauern-Kundgebung. Es geht eigentlich gegen die französische Agrar- und Belastungspolitik unter Hollande. Die Bauern haben sich anlässlich ihrer Aktion einen besonderen PR-Gag augedacht, der darin besteht, Nutrias tierquälerisch zu misshandeln.

Petition an EU Kommissar Karmenu Vella gegen Ausrottung der Nutria. Aktiv werden für Tierschutz und TierrechteWer diese Bilder sieht versteht, weshalb Handeln angezeigt ist. Solche Entwicklungen müssen an der deutschen Grenze aufgehalten werden. Auch die Übertragung des völlig abstrusen französischen Wildtier-Managements auf die nächsthöhere, europäische Ebene muss verhindert werden. Man wird sehen, ob die Brüsseler Verantwortlichen für Appelle empfänglich sind. Die als Wunschliste nationaler Vorlieben gestrickte IGA Liste spricht eine andere Sprache. Die Aufstellung europaweit auszurottender Neo-Bioten liefert ein trauriges Beispiel verantwortungsloser Uninformiertheit und Überforderung der europäsichen Verwaltungselite.