Zum 02. August 2017 seit einem Jahr in Kraft, geht die EU Verordnung No.1143/2014 in die Verlängerung.
Statt die zum Zeitpunkt Ihres Inkrafttretens vernehmbare Experten-Kritik oder auch Bürger-Initiativen wie nutriaktiv zum Anlass für ein Moratorium zu nehmen, hat Brüssel sein IGA Machwerk zum 12. Juli 2017 mit 12 zusätzlichen Arten in die Verlängerung gebracht. Die Europäische Union begibt sich damit auch 2017 / 2018 auf Kriegspfad gegen Nutria & Co. Ein Ende der blutigen EU Mission ist nicht abzusehen.
Einfluss von Industrie, Jägern, Populisten
Verordnung No.1143/2014 verlangt die Ausrottung zugewanderter, zum Teil längst etablierter, biodiversitär neutraler oder sogar nützlicher Arten. Die weitgehend wirtschaftlich motivierte Liste trägt die Handschrift von Argrarindustrie, Wirtschaftskreisen, Jägerschaft sowie jagdnaher Politik und Verwaltung.
Ablenkungsmanöver
Mit Verordnung No.1143/2014 setzt die in Natur- und Umweltfragen höchste EU-Behörde viel Kraft in ein Neben- und Ablenkungsthema … während Landschaftsverbrauch, Agrarchemie und Emissionen der Natur zusetzen, die Meere zugemüllt und ohne Haie den Bach runter gehen, Insekten auf eigenartige Weise verschwinden und aus dem Süden heimkehrende Singvögel von italienischen Jägern und Hauskatzen empfangen werden. Statt bei diesen anspruchsvollen Umweltthemen wirksam in die Offensive zu gehen, macht die von Karmenu Vella geführte Kommission lieber mit europäischen Steuergeldern Stimmung gegen tierische Zuwanderer.
Unter Beschuss
Das zweifelhafte Vergnügen, sich im Visier der Brüsseler Artenpolizei zu befinden, teilen sich jetzt auch Nilgans und Marderhund mit Nutria und sonstigen Überfremdungs-Verdächtigen.
Die EU Bürokratie macht mit Ihrer Biosphären-Regulierung nahtlos da weiter, wo sie bereits mit Gurken-Krümmungsnormen und sonstigen ebenso überflüssigen wie prekären Einmischungen Europa-Müdigkeit produziert hat – mit dem Unterschied, dass Marderhund, Nilgans und Nutria nicht als Wuttiere gegen Brüsseler Schreibtischtäter auf die Straße gehen.
Ohne Mittel zu Gegenwehr
Tiere besitzen kein Wahl- und Demonstrationsrecht. Im Unterschied zu Brexit, Griechen-Not und anderen medial sichtbar gemachten EU-Verwerfungen können die Brüsseler Akteure im Schatten der großen Ereignisse ihr Arten-Geschäft weitgehend unbemerkt betreiben. Das Ganze funktioniert im Closed-Shop Verfahren, im engen Zirkel eingeweihter Auserwählter. Die sonnen sich in der Beauftragung als Experten und würden als Begünstigte wahrscheinlich noch gröberen Unfug mit unterschreiben.
NABU & Co. erstaunlich listenfreundlich
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Naturschutz-Szene selbst nicht einig ist, wie mit der Listen-Politik umzugehen ist. So erhält Brüssel z.B. aus unerfindlichen Gründen Schützenhilfe durch den NABU, der entweder überzeugt ist, Vergünstigungen erhält oder einfach nur unglücklich formuliert:
02. August 2016 – Dass es die Unionsliste gibt, ist ein großer Fortschritt für den Schutz der biologischen Vielfalt. Doch dass letztlich nur 37 Arten auf dieser Liste stehen, ist aus Sicht des NABU deutlich zu wenig. Viele kritische Arten hat die EU-Kommission bislang überhaupt noch nicht unter die Lupe genommen.
Quelle: NABU News
Geht’s noch, lieber NABU? So zum Artenschützer geadelt, können sich die büroblassen Brüsseler Biosphären-Regulatoren lässig im Amtsstuhl zurücklehnen und Kritik an ihrer Neobioten-Politik mit einem herablassenden Lächeln quittieren.
Einen Einblick in Denkmuster und Expertenszene gibt es in der Dokumentations-Unterlage
Stefan Nehring: Die invasiven gebietsfremden Arten der ersten Unionslisteder EU-Verordnung Nr. 1143/2014
Wie geht’s der Nutria?
Wie es der Nutria statistisch betrachtet geht, lässt sich für mich nur schwer sagen. Wahrscheinlich aber nicht gut.
Jedenfalls gab es in den zurückliegenden Monaten eine so noch nicht dagewesene Welle an Medienhetze – mit starker Beteiligung seitens der öffentlichen rechtlichen Sender. Deren regionalen Angebote blasen mit flott gemachten Beiträgen von Neuss bis Fresoythe ins selbe Horn mit lokalen Akteuren aus Ämtern, Politik und Jägerschaft und paraphrasierten deren Schädlichkeitsbehauptungen. Es ist müßig, das hier zu wiederholen – die Art der Verunglimpfungen ist hinreichend bekannt und bis zur sprichwörtlichen Vergasung durchgekaut. Wer noch Informationsbedarf hat: Unter der Rubrik Hobby-Jäger und auch an anderer Stelle finden sich weitreichende Informationen.
Persönliche Beobachtung
Die Tiere der durch mich beobachteten Nutria-Gruppe, die unter anderem auch beim Aktionsvideo zu sehen sind, sind bis auf drei weibliche Jungtiere durch einen durch die zuständige untere Landschaftsbehörde beauftragen Schädlingsbekämpfer ausgemerzt worden. So meine Hypothese. Die Tiere bildeten eine funktionierende soziale Gemeinschaft aus einem Bock und zwei Metzen. Die friedlichen Vegetarier waren an Menschen gewöhnt und freuten sich über die eine oder andere von Kindern, Alten und anderen Tierfreunden gereichte Möhre. Abwanderung? Mehr als unwahrscheinlich. Alles spricht dafür, dass die halbzahmen Tiere mit einem Stückchen Apfel oder Brot in die Käfigfalle gelockt wurden. Dann, kurz angesetzt: Kopfschuss aus kleinkalibriger Waffe. Man kann genauso gut Schwäne oder Katzen tot schießen.
Natürlicher Lückenschluss
Naheliegenderweise wird die biologische Lücke des getöteten Bocks irgendwann von einem zufällig vorbeikommenden Nutria-Männchens geschlossen werden. Ob der neue Verehrer bereits aufgetaucht ist und für Nachwuchs gesorgt hat, werde ich für mich behalten. Warum auch die Nutria-Todesschwadronen unnötig auf die Spur ansetzen?
Petition
Die vor ein paar Monaten angestoßene, an EU-Kommissar Karmenu Vella und die von ihm geleitete Kommission gerichtete Petition, die ein Moratorium der IGA Verordnung fordert, hat bereits seit einigen Wochen nachlassendes Interesse zu verzeichnen. Ich bitte deshalb alle fortschrittlichen Natur- und Artenschutzbewegten sowie Nutriafreunde, noch einmal aktiv zu werden, (wenn noch nicht stattgefunden) zu unterschreiben und für die Petition zu trommeln!
DANKE … im Namen der Nutrias überall im Lande und in Europa.